Produkt des Monats: Juli
Was wäre die Mikrobiologie ohne Agar?
Mikrobiologische Nährböden werden erst durch Agar zu dem, was sie sind.
Nämlich fest! Gewonnen wird das Naturprodukt aus Rotalgen.
Chemisch handelt es sich beim Agar um eine Mischung der Polysaccharide Agarose und Agaropectin. Agar bietet alles, was man sich von einem Geliermittel wünscht: Er macht den Nährboden fest und geschmeidig, er ist temperaturbeständig (sprich, er schmilzt nicht bei höheren Inkubationstemperaturen von >40°C) und er wird von Bakterien und Pilzen nicht verstoffwechselt.
Von der Obstgrütze in die Petrischale
Entdeckt wurde der Agar als perfektes Geliermittel für die Mikrobiologie von Fanny Hesse im Jahr 1881. Sie war die Ehefrau des Mikrobiologen Walther Hesse, der als Mitarbeiter von Robert Koch an der Isolation verschiedener Bakterien arbeitete. Wie der Zufall es will, kam Fanny über Bekannte mit dem damals in Europa noch unüblichen Geliermittel in Kontakt und nutzte es bereits in der Küche als hitzebeständige Alternative zu Gelatine. Über die positiven Eigenschaften des Agars bestens informiert, half sie ihrem Mann auf die Sprünge – und leistete damit einen entscheidenden Beitrag dazu, dass es Robert Koch 1882 letztendlich gelang, den Tuberkulose-Erreger zu isolieren.
Ein weiterer positiver Aspekt in der heutigen Zeit: Agar ist vegan, während es sich bei Gelatine um hydrolysiertes Kollagen aus dem Bindegewebe von Tieren (meist aus Rindern und Schweinen gewonnen) handelt.
Agarose, wie man sie für die Gelelektrophorese verwendet, ist übrigens die gereinigte Form von Agar. Sie besteht nur noch aus dem linearen, gelierfähigen Agarose-Polysaccharid.